Die Menge
an Geräuschen, die ich in dieser Stadt aufgenommen habe, reicht
sicher aus, ein paar Tage irgendwo ein Manko auszugleichen.
Da ist der allgegenwärtige Verkehrslärm; selbst zu eigentlich
unchristlich frühen Zeiten rollen die Räder kreuz und quer
durch die Stadt; Busse mit verschlafenen Touristen, Lastwagen mit
unrasierten, dafür aber tätowierten Truckern, nobel
gekleidete Businessmen im Benz, drüben heult das Martinshorn der
Garda. Musik plärrt aus Lautsprechern über den
Geschäften, die - jeweils nur das Erdgeschoss eines Reihenhauses
nutzend - alle un- und möglichen Dienste anbieten, vom
Adultshop bis zum Goetheinstitut etwas weiter. Plärrend
Harfentöne aus dem Verstärker, plärrend - und trotz
fremder Sprache unmißverständlich - ein Kind.
Überhaupt, Sprachen! Man ist geneigt, Dublin "das Babylon des
Westens" zu nennen. Englisch, Deutsch, Holländisch, Chinesisch,
Japanisch, Französisch ... Gälisch nur auf den Schildern. Die
Tram rasselt, da drüben wird die Straße aufgeschnitten, hier
rollen Bierfässer scheppernd in den Keller. Auf der Liffey macht
der Touristendampfer tutend auf sich aufmerksam. In Temple Bar,
inmitten des sich drängenden Marktvolkes, zwei alte Musiker mit
ebenso alten Instrumenten und Melodien. Handys klingeln und piepen,
Gesprächsfetzen, Morsezeichen. Das merkwürdige Heulen der
Fußgängerampeln, Pfennigabsätze klappern auf
Metallrampen. Gut, daß ich notfalls abschalten kann. Genug
Geräusche, einen Wandertag an den Klippen von Glencolmcille mehr
als auszugleichen. Ich werde ihn anregen, diesen Wandertag. Vor oder
nach Dublin?